Der Sabbat
Der Sabbat
Der Sabbat wurde bei der Schöpfung geheiligt. Für den Menschen
gemacht,
hatte er seinen Ursprung, „als mich [Gott] die Morgensterne
miteinander
lobten und jauchzten alle Gottessöhne“. Hiob
38,7. Frieden erfüllte die Welt;
denn die Erde stand mit dem Himmel
in Einklang. „Gott sah an alles, was er
gemacht hatte, und siehe,
es war sehr gut.“ 1.Mose 1,31. Da ruhte er voll
Freude über das
gelungene Werk.
„Gott segnete den siebenten Tag und
heiligte ihn.“ 1.Mose 2,3.
Er sonderte ihn ab zu heiligem Dienst, „weil er an
ihm ruhte von
allen seinen Werken“. 1.Mose 2,3. Er gab ihn Adam als
Ruhetag.
Er war ein Gedächtnistag der göttlichen Schöpfung und daher
ein
Zeichen der Macht und Liebe Gottes. Die Heilige Schrift sagt: „Er
hat
ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder.“ Psalm 111,4. „Gottes
unsichtbares
Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird
ersehen seit der
Schöpfung der Welt und wahrgenommen an seinen
Werken, so daß sie keine
Entschuldigung haben.“ Römer 1,20.
Alle Dinge wurden durch den Sohn Gottes
geschaffen. „Im
Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott ... Alle Dinge
sind
durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht,
was
gemacht ist.“ Johannes 1,1-3. Und da der Sabbat ein Gedächtnistag
der
Schöpfung ist, ist er ein Zeichen der Liebe und der Macht Christi.
Der Sabbat
lenkt unsere Gedanken auf die Natur und bringt uns
in Verbindung mit dem
Schöpfer. Im Gesang der Vögel, im Rauschen
der Bäume, im plätschern der
Wellen können wir noch die Stimme
dessen hören, der mit Adam in der Kühle des
Tages redete. Indem
wir die Kraft Gottes in der Natur wahrnehmen, finden wir
reichen
Trost; denn das Wort, das alle Dinge schuf, gibt auch unserer
Seele
Leben. Er, „der da hieß das Licht aus der Finsternis
hervorleuchten,
der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, daß
durch uns
[270] entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit
Gottes
in dem Angesicht Jesu Christi“. 2.Korinther 4,6. Darum singt
der
Psalmist:
„HERR, du lässest mich fröhlich singen von deinen Werken,
und ich rühme
die Taten deiner Hände.
HERR, wie sind deine Werke so groß!
Deine Gedanken
sind sehr tief.“ Psalm 92,5.6.
Der Heilige Geist erklärt durch den Propheten
Jesaja: „Mit wem
wollt ihr denn Gott vergleichen? Oder was für ein Abbild
wollt ihr
von ihm machen? ... Wißt ihr denn nicht? Hört ihr denn nicht?
Ist‘s
euch nicht von Anfang an verkündigt? Habt ihr‘s nicht gelernt
von
Anbeginn der Erde? Er thront über dem Kreis der Erde, und die
darauf
wohnen, sind wie Heuschrecken; er spannt den Himmel aus
wie einen Schleier
und breitet ihn aus wie ein Zelt, in dem man
wohnt ... Mit wem wollt ihr mich
also vergleichen, dem ich gleich
sei? spricht der Heilige ... Hebet eure
Augen in die Höhe und seht!
Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer
vollzählig heraus und
ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft
ist so groß,
daß nicht eins von ihnen fehlt. Warum sprichst du denn,
Jakob,
und du, Israel, sagst: Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und
mein
Recht geht vor meinem Gott vorüber: Weißt du nicht? Hast du
nicht
gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde
geschaffen
hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist
unausforschlich.
Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem
Unvermögenden.“
Jesaja 40,18-29.—„Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche
nicht,
denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich
halte
dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ Jesaja 41,10.
—
„Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden;
denn ich bin
Gott, und sonst keiner mehr.“ Jesaja 45,22. Dies ist die
Botschaft, die in
der Schöpfung niedergelegt wurde und die durch
den Sabbat wachgehalten wird.
Bei dem Sabbatgebot an Israel sagte
der Herr: „Meine Sabbate sollt ihr
heiligen, daß sie ein Zeichen seien
zwischen mir und euch, damit ihr wißt,
daß ich, der HERR, euer Gott
bin.“ Hesekiel 20,20.
Der Sabbat war in dem
auf Sinai gegebenen Gesetz eingeschlossen;
aber er wurde nicht erst damals
als Ruhetag verkündigt. Das
Volk Israel besaß schon die Erkenntnis dieses
Tages, ehe es nach
Sinai kam; denn auf dem Wege dahin wurde der Sabbat
gehalten.
Als einige diesen geweihten Tag entheiligten, tadelte sie Gott
und
sagte: „Wie lange weigert ihr euch, meine Gebote und Weisungen
zu halten?“
2.Mose 16,28.
Nicht nur für Israel war der Sabbat gegeben, sondern für
die
ganze Welt. Schon im Paradies hatte Gott ihn den Menschen
verkündet,
und gleich den andern Vorschriften des Gesetzes ist
seine
Gültigkeit unvergänglich. Von dem Gesetz, zu dem das vierte
Gebot
gehört, erklärt Christus: „Bis daß Himmel und Erde vergehe,
wird
nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen
vom
Gesetz.“ Matthäus 5,18. Solange Himmel und Erde bestehen, wird
der
Sabbat immer ein Zeichen der Macht des Schöpfers sein. Und
wenn auf Erden das
Paradies wieder erblühen wird, dann wird auch
Gottes heiliger Ruhetag von
allen, die unter der Sonne leben, gefeiert
werden. „Einen Sabbat nach dem
andern“ werden die Bewohner der
gereinigten neuen Erde „kommen, um vor mir
anzubeten, spricht
der HERR“. Jesaja 66,23.
Keine andere Einrichtung, die
den Juden anvertraut war, zeichnete
sie so sehr vor den umliegenden Völkern
aus wie gerade der
Sabbat. Gott wollte, daß die Feier dieses Tages sie als
seine Anbeter
kennzeichne. Der Sabbat sollte ein äußeres Zeichen ihrer
Trennung
vom Götzendienst sowie ihrer Verbindung mit dem wahren Gott
sein.
Um aber den Sabbat heiligen zu können, müssen die Menschen
selbst heilig sein
und durch den Glauben Teilhaber der Gerechtigkeit
Christi werden. Als den
Israeliten das Gebot gegeben wurde: „Gedenke
des Sabbattages, daß du ihn
heiligest“, sagte der HERR auch
zu ihnen: „Ihr sollt mir heilige Leute sein.“
2.Mose 20,8; 2.Mose
22,30. Nur so konnte der Sabbat die Israeliten als
Anbetende Gottes
kennzeichnen.
Als die Juden von Gott abwichen und sich
dadurch selbst um
die Gerechtigkeit Christi brachten, verlor der Sabbat für
sie seine
Bedeutung. Satan versuchte sich zu erhöhen und die Menschen
von
Christus abspenstig zu machen. Er strebte danach, den Sabbat
zu
ändern, weil dieser das Zeichen der Macht Christi ist. Die
Führer
Israels handelten nach dem Willen Satans, indem sie den Sabbat
mit
bedrückenden Menschensatzungen umzäunten. Zur Zeit Christi
war der Sabbat so
verfälscht worden, daß er mehr dem Charakter
selbstsüchtiger, willkürlich
handelnder Menschen glich, als daß er
das Wesen eines liebenden Gottes und
Vaters widerspiegelte. Die
Rabbiner bezeichneten Gott im Grunde genommen als
ein Wesen,
das Gesetze erließ, die zu halten Menschen unmöglich war. Sie
veranlaßten
das Volk, Gott als einen Tyrannen anzusehen und zu
glauben, daß die Beachtung
des Sabbats, wie sie von Gott verlangt
werde, die Menschen hartherzig und
grausam mache. Es war Christi
Aufgabe, diese falschen Begriffe zu beseitigen.
Obgleich er von den
Rabbinern mit schonungsloser Feindschaft verfolgt wurde,
bemühte
er sich nicht im geringsten, ihren Forderungen zu
entsprechen,
sondern feierte vielmehr den Sabbat in Übereinstimmung mit
dem
Gesetz Gottes.
Als der Heiland und seine Jünger an einem Sabbat von
dem Ort
der Anbetung zurückkehrten, gingen sie durch ein reifendes
Kornfeld.
Jesus hatte seinen Dienst an diesem Sabbat bis zum
Abend
ausgedehnt, und als sie nun durch das Feld gingen, pflückten die
Jünger
einige Kornähren, rieben sie zwischen den Händen und aßen
die
Körner. An keinem andern Tage hätte dies irgendwelches
Aufsehen
erregt; denn es war gestattet, beim Durchschreiten eines
Kornfeldes,
eines Obst- oder Weingartens beliebig viel Früchte zu
pflücken
und zu genießen. Nur an einem Sabbat war so etwas nicht
erlaubt,
ja, es wurde sogar als Sabbatschändung betrachtet. Nicht nur
das
Pflücken war eine Art Ernte, sondern auch das Reiben zwischen
den
Händen galt gewissermaßen als ein Dreschen der Frucht. So wurde
die
Tat der Jünger von den Rabbinern als doppelte Übertretung des
Sabbatgebotes
bezeichnet.
Die schnüffelnden Spione der Rabbiner beklagten sich bei
Jesus
und sagten: „Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat nicht
erlaubt
ist.“ Matthäus 12,2.
Als Jesus selbst einmal am Teich Bethesda der
Sabbatschändung
beschuldigt wurde, verteidigte er sich mit der Bezeugung,
der
Sohn Gottes zu sein und in Einklang mit dem himmlischen Vater
zu
handeln. Jetzt, da seine Jünger angegriffen wurden, verwies er
die
Ankläger auf Beispiele aus dem Alten Testament, auf Handlungen,
die am
Sabbat von solchen Personen vorgenommen worden waren,
die im Dienste Gottes
standen.
Die jüdischen Lehrer rühmten sich ihrer Kenntnis der
heiligen
Schriften; in des Heilands Antwort lag jedoch ein Vorwurf
hinsichtlich
ihrer Unwissenheit der Schriften. „Habt ihr nicht gelesen“,
sagte
er zu ihnen, „was David tat, da ihn und die mit ihm waren,
hungerte:
wie er in das Gotteshaus ging und aß die Schaubrote, die er
doch
nicht durfte essen noch die, die mit ihm waren, sondern allein
die
Priester?“ Matthäus 12,3.4. „Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist
um
des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des
Sabbats willen.“
Markus 2,27.—„Habt ihr nicht gelesen im Gesetz,
wie die Priester am Sabbat im
Tempel den Sabbat brechen und sind
doch ohne Schuld? Ich sage euch aber: Hier
ist Größeres als der
Tempel ... Des Menschen Sohn ist ein Herr auch über den
Sabbat.“
Matthäus 12,5.6.8.
Wenn es David erlaubt war, von den Broten im
Tempel, die
doch für einen heiligen Zweck bestimmt waren, zu essen, um
seinen
Hunger zu stillen, dann war es auch kein Unrecht von den
Jüngern,
wenn sie am heiligen Sabbattag Ähren ausrauften, um davon
zu
essen und ihren Hunger zu stillen. Außerdem hatten die Priester
am
Sabbat mehr zu tun als an anderen Tagen; dieselbe Arbeit zu
weltlichen
Zwecken wäre sündhaft gewesen, doch das Wirken der
Priester geschah im
Dienste Gottes. Sie übten jene Gebräuche, die
auf die erlösende Kraft Christi
hinwiesen, und ihr Dienst war in
Übereinstimmung mit dem Sinn und Ziel des
Sabbats. Nun aber
war Christus selbst gekommen, und die Jünger, die seinen
Auftrag
ausführten, waren im Dienste Gottes tätig; alles, was zur
Erfüllung
dieses Auftrages notwendig war, durfte von ihnen auch am
Sabbat
getan werden.
Christus wollte seinen Jüngern und auch seinen
Gegnern zeigen,
daß der Dienst für den Herrn allem andern vorgehen sollte.
Das Werk
Gottes in dieser Welt ist auf die Erlösung der Menschen
gerichtet;
deshalb steht auch das, was am Sabbat getan werden muß, um
diese
Aufgabe zu fördern, in Einklang mit dem Sabbatgebot. Diese
Lehre
betonte der Heiland noch dadurch, daß er sich „Herr des
Sabbats“
nannte, der erhaben ist über alle Zweifel und auch über das
Gesetz.
Der ewige Richter sprach die Jünger Jesu von allem Tadel frei,
indem
er sich gerade auf jenes Gesetz berief, dessen Übertretung man
sie
bezichtigte.
Jesus begnügte sich nicht damit, seinen Gegnern einen
Vorwurf
zu machen, sondern er erklärte damit, daß sie in ihrer Blindheit
den
Sinn des Sabbats verkannt hätten. Er sagte: „Wenn ihr aber wüßtet,
was
das ist: ‚Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und nicht
am Opfer‘,
hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammt.“ Matthäus
12,7. Die vielen
seelenlosen Zeremonien konnten ihren Mangel
an aufrichtiger Rechtschaffenheit und hingebungsvoller Liebe, die
immer
den wahren Anbeter Gottes auszeichnen, nicht ersetzen.
Aufs neue wiederholte
Christus die Wahrheit, daß die Opfer, in
sich selbst wertlos, nur ein Mittel,
nicht aber die Erfüllung wären.
Ihre Aufgabe war es, die Menschen zum Heiland
zu führen und sie
dadurch in Übereinstimmung mit Gott zu bringen. Allein den
Dienst
aus Liebe schätzt Gott; fehlt diese Liebe, dann sind ihm alle
Opfer
und Formen ein Ärgernis. Genauso ist es auch mit dem Sabbat.
Dieser
war dazu bestimmt, die Gemeinschaft der Menschen mit
Gott herzustellen. Als
jedoch das Gemüt der Menschen von lästigen
Satzungen in Anspruch genommen
wurde, war Gottes Absicht mit
dem Sabbat durchkreuzt; die rein äußerliche
Beachtung des Sabbats
war ein Hohn.
An einem andern Sabbat sah Jesus beim
Betreten einer Synagoge
einen Mann mit einer verdorrten Hand. Die Pharisäer
beobachteten
ihn, begierig zu sehen, was er tun würde. Jesus wußte wohl, daß
er
als Übertreter des Gesetzes angesehen würde, wenn er am Sabbat
heilte.
Dennoch zögerte er nicht, die Schranken der übernommenen
Menschensatzungen,
die den Sabbat umzäunten, niederzureißen. Er
ließ den leidenden Mann
hervortreten und fragte dann: „Soll man
am Sabbat Gutes tun oder Böses tun,
Leben erhalten oder töten?“
Markus 3,4. Bei den Juden herrschte die Regel,
daß, wer eine gute
Tat unterließ, gleichzeitig eine böse Tat beging; ein
gefährdetes
Leben nicht zu retten, bedeutete, es zu töten. So schlug Jesus
die
Juden mit ihren eigenen Waffen. „Sie aber schwiegen stille. Und
er sah
sie umher an mit Zorn und ward betrübt über ihr verstocktes
Herz und sprach
zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er
streckte sie aus; und seine
Hand ward gesund.“ Markus 3,4.5.
Als Jesus gefragt wurde: „Ist‘s auch recht,
am Sabbat zu heilen?“,
antwortete er: „Welcher ist unter euch, wenn er ein
einziges Schaf
hat und es fällt ihm am Sabbat in eine Grube, der es nicht
ergreife
und ihm heraushelfe? Wieviel mehr ist nun ein Mensch als ein
Schaf!
Darum darf man wohl am Sabbat Gutes tun.“ Matthäus 12,10-12.
Die
Pharisäer wagten es aus Furcht vor der Menge nicht, dem
Herrn zu antworten.
Sie wollten sich selbst keine Schwierigkeiten
bereiten. Sie wußten genau, daß
er die Wahrheit gesprochen hatte.
Lieber würden sie einen Menschen seinen
Schmerzen überlassen,
als ihre Satzungen übertreten. Dagegen befreiten sie
ein Schaf aus
seiner Notlage, um dem Eigentümer den Verlust zu ersparen. Mithin
ließen
sie einem Tier größere Sorge angedeihen als dem Menschen,
der doch zum
Ebenbild Gottes geschaffen ist. Dies veranschaulicht
deutlich die Wirkung
aller falschen Glaubensrichtungen. Diese entspringen
dem Verlangen, sich über
Gott zu erheben, enden aber darin,
daß sie den Menschen unter das Tier
erniedrigen. Jede Religion, die
sich gegen die oberste Gewalt Gottes wendet,
betrügt den Menschen
um die Herrlichkeit, die er bei der Schöpfung besaß, und
die ihm von
Christus wiedergegeben werden soll. Jede falsche Religion lehrt
ihre
Anhänger, gegen die menschlichen Bedürfnisse, Leiden und
Rechte
gleichgültig zu sein; das Evangelium aber legt hohen Wert auf
das
Menschentum und sieht den Menschen als Erlösten durch das
Blut
Christi, der in allen Nöten der liebevollsten Aufmerksamkeit
wert
ist. Der Herr sagt, „daß ein Mann kostbarer sein soll als
Feingold
und ein Mensch wertvoller als Goldstücke aus Ophir“. Jesaja
13,12.
Als Jesus sich an die Pharisäer mit der Frage wandte, ob es
recht
sei, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses, Leben zu retten oder
zu
töten, stellte er sie ihren eigenen bösen Absichten gegenüber.
Sie
trachteten ihm mit bitterem Haß nach dem Leben, während er das
Leben
retten und den Menschen Glückseligkeit bringen wollte. War
es nun besser, am
Sabbat zu töten, wie sie es zu tun beabsichtigten,
oder Kranke zu heilen, wie
er es getan hatte? Was war gerechter:
alle Menschen zu lieben und dies durch
Taten der Barmherzigkeit zu
bekunden oder an Gottes heiligem Tage
Mordgedanken im Herzen
zu hegen?
Durch die Heilung der verdorrten Hand
verurteilte Jesus die
Gebräuche der Juden und handhabte das Sabbatgebot so,
wie Gott
es einst gegeben hatte. „Darum darf man wohl am Sabbat
Gutes
tun“, sagte er. Indem er die sinnlosen Einschränkungen der
Juden
hinwegräumte, ehrte er das wahre Wesen des Sabbats, während
Jesu
Ankläger Gottes heiligen Tag entehrten.
Viele, die die Meinung
vertreten, daß Christus das Gesetz abgetan
habe, lehren, daß er den Sabbat
brach und sogar die Jünger
rechtfertigte, als sie das gleiche taten. Solche
Propheten stellen sich
in Wirklichkeit den krittelnden Juden gleich und
widersprechen dem
[276] Zeugnis Christi von sich selbst; denn er sagte: Ich
halte meines
Vaters Gebote und bleibe in seiner Liebe. Johannes 15,10.
Weder
der Heiland noch seine wahren Nachfolger brachen das Sabbatgebot.
Christus war eine lebendige Verkörperung des Gesetzes, von dessen
heiligen
Vorschriften er nicht eine einzige in seinem Leben übertrat.
Er blickte auf
ein Volk von Zeugen, die alle eine Gelegenheit suchten,
ihn zu verdammen, und
er konnte sie unwidersprochen fragen:
„Welcher unter euch kann mich einer
Sünde zeihen?“ Johannes 8,46.
Der Heiland war nicht gekommen, die Worte der
Patriarchen
und Propheten umzustoßen; denn er selbst hatte durch diese
Männer
geredet. Alle Wahrheiten des Wortes Gottes kamen von ihm. Aber
all
diese unschätzbaren Edelsteine waren in eine falsche Fassung
gebracht; ihr
köstliches Licht war benutzt worden, dem Irrtum zu
dienen. Gott wünschte, daß
sie aus der Fassung des Irrtums herausgenommen
und in den Rahmen der Wahrheit
gebracht würden.
Dies aber konnte nur durch göttliche Hand geschehen. Durch
die
Verbindung mit dem Irrtum hatte die Wahrheit dem Feinde Gottes
und der
Menschen gedient. Nun war Christus gekommen, sie wieder
aufzurichten, damit
sie Gott verherrlichen und die Seligkeit der
Menschheit schaffen
sollte.
„Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht
der
Mensch um des Sabbats willen“, sagt Jesus. Die Einrichtungen,
die Gott
geschaffen hat, dienen dem Wohl der Menschheit. „Es
geschieht alles um
euretwillen.“ 2.Korinther 4,15. — „Es sei Paulus
oder Apollos oder Kephas, es
sei Welt oder Leben oder Tod, es sei
Gegenwärtiges oder Zukünftiges, alles
ist euer, ihr aber seid Christi,
Christus aber ist Gottes.“ 1.Korinther
3,22.23. Das Gesetz der Zehn
Gebote, zu denen der Sabbat gehört, gab Gott zum
Besten seines
Volkes. „Der HERR hat uns geboten, nach all diesen Rechten zu
tun,
daß wir den HERRN, unsern Gott, fürchten, auf daß es uns
wohlgehe
unser Leben lang.“ 5.Mose 6,24. Und durch den Psalmisten
erhielt
Israel die Aufforderung: „Dienet dem HERRN mit Freuden, kommt
vor
sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennet, daß der HERR Gott
ist! Er hat uns
gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und
zu Schafen seiner Weide.
Gehet zu seinen Toren ein mit Danken,
zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket
ihm, lobet seinen Namen!“
Psalm 100,2-4. Von allen, „die den Sabbat halten,
daß sie ihn nicht
entheiligen“ (Jesaja 56,6), sagt der HERR: „Die will ich zu
meinem
heiligen Berge bringen und will sie erfreuen in meinem
Bethaus.“
Jesaja 56,7.
Dinge sind durch ihn gemacht. Ohne ihn „ist
nichts gemacht, was gemacht
ist“. Johannes 1,3. Da er alles geschaffen
hat, hat er auch den Sabbat
eingesetzt; durch ihn wurde dieser als
ein Gedächtnistag des Schöpfungswerkes
abgesondert, und so weist
der Sabbat auf ihn als den Schöpfer und auch als
den, der da heiligt.
Im Sabbat liegt die Erklärung, daß er, der alle Dinge im
Himmel und
auf Erden geschaffen hat und in dem alle Dinge
zusammengefaßt
sind, das Haupt der Gemeinde ist und daß wir durch seine Macht
mit
Gott versöhnt sind. Gott sagte, indem er von Israel sprach: „Ich
gab
ihnen auch meine Sabbate zum Zeichen zwischen mir und ihnen,
damit sie
erkannten, daß ich der HERR bin, der sie heiligt“ (Hesekiel
20,12)—der sie
heilig macht. Also ist der Sabbat ein Zeichen der
Macht Christi, uns zu
heiligen, und er ist allen gegeben, die Christus
heiligt. Als ein Zeichen der
heiligenden Macht ist der Sabbat allen
gegeben, die durch Christus ein Glied
des Israels Gottes werden.
Der Herr sagt: „Wenn du deinen Fuß am Sabbat
zurückhältst und
nicht deinen Geschäften nachgehst an meinem heiligen Tage
und
den Sabbat ‚Lust‘ nennst und den heiligen Tag des HERRN ‚geehrt‘;
...
dann wirst du deine Lust haben am HERRN, und ich will dich über
die
Höhen auf Erden gehen lassen und will dich speisen mit dem Erbe
deines
Vaters Jakob; denn des HERRN Mund hat‘s geredet.“ Jesaja
58,13.14. Allen, die
den Sabbat als Zeichen der Schöpfungs- und
Erlösungsmacht Christi annehmen,
wird er eine Lust sein, und da
sie Christus in diesem Tage sehen, werden sie
sich in ihm freuen.
Der Sabbat weist sie hin auf die Werke der Schöpfung als
Beweis
seiner mächtigen Kraft, zu erlösen. Während er an den
verlorenen
Frieden des Paradieses erinnert, spricht er von dem
wiedererlangten
Frieden durch den Heiland. Jedes Ding in der Natur wiederholt
seine
Einladung: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und
beladen
seid; ich will euch erquicken.“ Matthäus 11,28.
Ellen G. White
Das Leben Jesu
Seite 268-276
Ellen G. White – Eine Prophetin Gottes
Bücher von Ellen Gould White als PDF
http://www.jesus-christus-erloesungsweg-zum-ewigen-leben.de/buecher-von-ellen-g-white.php